Rot-Weiss Essen oder Preußen Münster: Wer wird Meister in der Regionalliga West und steigt in die 3. Liga auf? Es ist eine Frage, die nicht nur den Fußball-Westen elektrisiert. Das Endspielwochenende erregt auch überregional Aufsehen.
RWE und der SC Preußen gehen punktgleich mit 84 Zählern in den letzten Spieltag. Essen trifft am Samstag (14 Uhr, Stadion an der Hafenstraße) auf Rot Weiss Ahlen, Münster parallel im Preußenstadion auf die U21 des 1. FC Köln – die Rot-Weissen haben die bessere Tordifferenz (+2) und stehen deshalb auf Platz eins. Eine verrückte Konstellation, die längst außerhalb von Essen und Münster Thema ist.
Die „Süddeutsche Zeitung“ umschreibt das Meisterrennen zwischen den beiden Traditionsvereinen als das „emotionalste Meisterduell“. Autor Ulrich Hartmann richtet in seinem Bericht den Blick vor allem auf die Rivalität beider Klubs und die Skandale, die sich in dieser Saison rund um RWE und Münster ereignet haben: die Ausschreitungen im Hinspiel, der Böllereklat im Rückspiel.
In diesem Frühjahr schießt nicht Geld Tore, sondern Tradition
Christian Spiller
Selten gingen Fußballspiele zwischen RWE und dem SCP ohne Randale vonstatten, meint Hartmann, „das liegt an der erbitterten Rivalität zweier eskalationsbereiter Fanlager“. Deshalb sei es tröstlich, dass die Entscheidung nicht in einem direkten Aufeinandertreffen falle.
„Für Essen ist es das wichtigste Spiel der Vereinsgeschichte“, schreibt Hartmann in seinem „SZ“-Artikel. Und weiter: „Würde der Fall nach historischer Gerechtigkeit entschieden, müsste Essen das Rennen machen. Denn während die Münsteraner erst im zweiten Jahr nacheinander viertklassig spielen, versuchen die Rot-Weissen schon seit elf Jahren, die vierte Liga zu verlassen.
Auch die „Welt“ widmet sich ausführlich dem Titeldrama in der Regionalliga West. RWE bediene bundesweit eine tiefe Sehnsucht, schreibt Oliver Müller. „Die Euphorie vor dem großen Finale ist gigantisch.“
Zudem hat die Wochenzeitung „Zeit“ einen Artikel über den „Frühling der Traditionsvereine“ veröffentlicht. Schalkes Aufstieg in die Bundesliga, Frankfurts Lauf in der Europa League – und eben die Aufstiegschance zahlreicher weiterer Klubs mit großer Historie wie Rot-Weiss Essen und Preußen Münster: Viele Mannschaften, die in diesen Wochen erfolgreich sind, haben eine Gemeinsamkeit, erkennt Autor Christian Spiller: Sie haben viele Titel geholt und noch mehr Fans. „In diesem Frühjahr schießt nicht Geld Tore, sondern Tradition“, so Spiller.